10’000 Autos bleiben

Im Städtli Uznach gibt es eine offizielle Verkehrs-Messstelle des Kantons, wo täglich die durchfahrenden Fahrzeuge gemessen werden. Fuhren im Jahr 2009 täglich 15’095 Fahrzeuge (DTV = durchschnittlicher Tagesverkehr) durch das Städtli, so waren es im Jahr 2022 15’383 Fahrzeuge. Das entspricht in diesen 13 Jahren einer Total-Zunahme von 1.9 Prozent.

In der Zweckmässigkeitsbeurteilung (ZMB) zur Umfahrung Uznach von 2011 ging der Kanton von einem jährlichen Zuwachs von 1.15 Prozent aus. Somit hätten es 2022 bereits 17’395 Fahrzeuge im Städtli sein müssen.
Zum Glück stimmten die Modellberechnungen des Kantons nicht!

Beim Verkehr werden allgemein folgende Verkehrsarten unterschieden:

  • Zielverkehr: Fahrzeuge, die von ausserhalb in den Ort (Ziel) hineinfahren
  • Quellverkehr: Fahrzeuge, die von innerhalb des Ortes (Quelle) wegfahren
  • Binnenverkehr: Fahrzeuge, die sich innerhalb des Ortes bewegen
  • Durchgangsverkehr: Fahrzeuge, die auf dem Weg von A nach B lediglich durch einen Ort hindurchfahren.

Beim Ziel-, Quell- und Binnenverkehr kann zusammengefasst von hausgemachtem Verkehr gesprochen werden.

Uznach als Regionalzentrum mit zahlreichen Arbeitsplätzen, Einkaufsmöglichkeiten und regionalen Angeboten (Spital, Gericht, KESB, BIZ etc.) weist weniger Durchgangs-, als Ziel-, Quellen- und Binnenverkehr auf. Erhebungen in den 1990-er Jahren kamen auf 30-40% Durchgangsverkehr. Eine Erhebung der Gemeinde Uznach in der Abendspitzenstunde (17-18 Uhr) hat 2017 ergeben, dass es durchschnittlich 50% Durchgangsverkehr waren. Was nicht berücksichtigt wurde, war der Binnenverkehr innerhalb von Uznach und dass in den Stosszeiten der grösste Anteil an Durchgangsverkehr (von und zur Arbeit) zu erwarten ist.

Aufgrund des grossen Anteils an hausgemachtem Verkehr (vgl. oben Ziel-, Quell- und Binnenverkehr) von 60-70% in Uznach ist eine Entlastung im Zentrum von rund 40% realistisch.

Prognose
Restverkehr im Städtli mit Umfahrung (Annahme Verkehr 2022): 15’400 Fahrzeuge minus 40% = 9’204 Fahrzeuge

Restverkehr im Städtli mit Umfahrung (Annahme kantonale Verkehrsprognose 2030):17’600 Fahrzeuge minus 40% = 10’560 Fahrzeuge

Dies zeigt, dass trotz Umfahrung noch bis zu 10’000 Fahrzeuge durch das Städtli fahren werden.
Dabei wurde noch nicht einmal berücksichtigt, dass es sich um Durchschnittswerte handelt und an Spitzentagen sogar noch mehr Fahrzeuge durch das Zentrum fahren.

Berechnungen Kanton
Der Kanton gibt in seinen Projektunterlagen an, wie die aktuellen und zukünftigen Verkehrsmengen auf den Strassen in Uznach aussehen. Dabei geht er vom Stand im Jahr 2030 aus und beruft sich auf Modelle, macht dazu aber keine genaueren Aussagen. So kommt er in seiner Verkehrsprognose ohne Umfahrung auf 17’600 tägliche Fahrzeuge durch das Städtli im Jahr 2030. Die obigen, realen Verkehrsentwicklungen zeigen deutlich auf, wie zuverlässig die Verkehrsmodelle bisher waren. Dementsprechend kann auch dem prognostizierten Wert mit Umfahrung von lediglich noch 6’800 täglichen Fahrzeugen kein grosses Vertrauen geschenkt werden. Im ersten Flyer zu flankierenden Massnahmen von 2021 führt der Gemeinderat noch 7’900 Fahrzeuge im Städtli auf. Ohne erkennbare Massnahmen und Veränderungen, wurden diese Fahrzeuge bis zum nächsten Flyer nochmals um 1’100 täglich reduziert. Im Gegenteil, 2021 war noch von einer Begegnungszone mit Tempo 20 km/h im Städtli die Rede, was allenfalls noch mehr lenkende Wirkung gehabt hätte. Den Modellzahlen kann damit nicht wirklich vertraut werden.

Es sind lediglich verkehrslenkende Massnahmen (Höchstgeschwindigkeit, Verengungen, Strassenmarkierungen) vorgesehen, um Fahrzeuge vermehrt aus dem Zentrum raus und auf die Umfahrung zu bringen. Die Umlenkung des hausgemachten Verkehrs ist dadurch aber sehr unwahrscheinlich. Schon heute kann das Städtli in den meisten Tageszeiten nicht mit mehr als 30 km/h befahren werden. Wieso sollen Fahrzeuglenkende von Uznach weg, nach Uznach oder innerhalb von Uznach den Umweg bis zur Umfahrung in Kauf nehmen? Zudem gibt es kein Verbot für Lastwagen durch das Zentrum, d.h. es werden weiterhin Lastwagen durch das Städtli fahren.

In Uznach bildet sich in den Stosszeiten am Morgen zwischen 6.30 und 7.30 Uhr sowie am Abend zwischen 17 und 18 Uhr regelmässig Stau. Vor allem der geschlossene Bahnübergang führt in diesen Zeiten mit viel Verkehrsaufkommen zur Staubildung. Fahrzeuge, welche an der Ochsenkreuzung vom Städtli her links resp. von der Zürcherstrasse rechts Richtung Grynaustrasse abbiegen wollen, blockieren bei geschlossenem Bahnübergang schnell den Verkehr im Städtli und auf der Zürcherstrasse. Dies führt zu langen Rückstaus bis zur Rösslikreuzung und bis zum Kreisel Kunsthof. Der Bahnübergang mit Barriere bleibt auch mit Umfahrung bestehen, so dass in den Stosszeiten mit den verbleibenden bis zu 10’000 Fahrzeugen weiterhin Staus im Städtli und auf der Zürcherstrasse entstehen werden. Verminderte Stausituationen könnten ein Doppelspur-Kreisel, ein Tunnel unter dem Städtli oder kürzere Schliesszeiten bei der Barriere (geringere Sicherheitsmargen) bringen.